Das Jahr 2022 war geprägt von zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten (z.B. dem Krieg in der Ukraine, steigenden Baupreisen, der Inflation, dem Zinsanstieg, Lieferkettenproblemen u.a.). Zahlreiche Immobilieneigentümer sind nun stark verunsichert (Wohnungsmarkt – Ausblick 2023) und fragen sich, wie es in den kommenden Jahren weitergeht mit den Immobilienpreisen.
Wer nicht über eine Glaskugel verfügt, dem sei hier zur Vorsicht geraten! Alleine aus steigenden Zinsen auf rapide sinkende Wohnimmobilienpreise zu schließen, erscheint gewagt. Insbesondere im Bereich des bezahlbaren Wohnens gibt es immer noch einen deutlichen Nachfrageüberhang, der nicht zuletzt durch Zuwanderung nicht nur aus der Ukraine bedingt ist.
Jedoch führen zahlreiche weitere Krisen und zusätzlich die EU-Vorhaben zur energetischen Verbesserung („Dekarbonisierung“) des Gebäudebestands nun offensichtlich tatsächlich zu einem Rückgang der Wohnimmobilienpreise.
Der Verband Deutscher Pfandbriefbanken e V. (vdp) weist in seiner neuesten Veröffentlichung im III. Quartal 2022 zum ersten Mal seit über zwölf Jahren einen Rückgang des Immobilienpreisindex Wohnen von 207,5 (im II. Quartal 2022) auf 205,9 (QIII 2022) aus (Index 2010 = 100). Dies bedeutet jedoch einen Preisanstieg auf über das doppelte Preisniveau seit 2010. Im Vergleich zum III. Quartal 2021 (Index = 194,1) ist immer noch ein Anstieg um rund 6 % zu verzeichnen.
Was den Wohnungsmarkt – Ausblick 2023 betrifft, darf man dennoch gespannt sein, wie es weiter geht. Seit ca. Mitte des Jahres ist das Baufinanzierungsgeschäft nahezu implodiert, d.h. bei zahlreichen Banken auf nahezu null zurückgegangen. Ursache ist einerseits das sehr zurückhaltende Verhalten von Investoren vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Krisen, andererseits aber auch eine gestiegende Zurückhaltung der Banken bei Immobilienfinanzierungen, für die keine nachhaltigen Sicherheiten zu erkennen sind. Dies ist jedoch der aktuelle Stand der Dinge im Dezember 2022.
Wie sich der Wohnungsmarkt im Jahr 2023 entwickelt, hängt von zahlreichen heute schwer vorhersehbaren Umständen ab, z.B. wie lange der Krieg noch dauert, ob und wie er sich ausweitet und nicht zuletzt, aber auch nicht alleine von der weiteren Zinsentwicklung.
Unter Fachleuten herrscht derzeit eine allgemeine Meinungstendenz zu weiter fallenden Wohnimmobilienpreisen, und tatsächlich deuten viele Indikatoren und politische wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen darauf hin. Dennoch sei hier an den Bördenguru Kostolany erinnert, der davor warnte, der Meinung der Masse hinterherzulaufen.
Für den rasanten Preisanstieg in den Jahren 2010 bis heute waren nicht nur die stark fallenden Zinsen verantwortlich, sondern auch ein chronischer Nachfrageüberhang nach Wohnimmobilien. Die Zinsen sind nun in den letzten Monaten gestiegen, ob und wie stark sie es weiter tun, ist derzeit noch nicht abschließend zu beantworten. Und daran, dass mehr Wohnungen benötigt werden, als vorhanden sind, hat sich nichts geändert. Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 Neubau-Wohnungen jährlich ist jedenfalls nicht ansatzweise in Sicht.